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Art Direktorin und Business Ownerin

Sandra Schwaiger – Art Direktorin und Business Ownerin

Liebe Sandra, stell’ dich unseren Leserinnen doch einmal kurz vor. Wer bist du und was machst du?

Jemand hat einmal gesagt, ich sei eine Nomadin. Und das stimmt. Ich bin eine Suchende, ich liebe das Neue und Unbekannte, es gibt so viel zu entdecken. Ich bin überall und nirgendwo zu Hause. Ich bin Einzelgängerin und Rudeltier zugleich, ich bin loyal und auf mich kann man sich verlassen. Ich halte meine Worte. Ich bin sehr offen und neugierig, habe keine Angst vor dem Fremden und Unbekannten, gehe mit meiner Intuition und meistens einem Lächeln durchs Leben. Ich mache Grafik Design, bin Art Direktorin, Managerin, Business Ownerin, selbständig seit vielen Jahren. Ich schaffe visuelle Welten für Marken und Unternehmen, konzipiere und gestalte digitale Projekte, Brandings, Magazine, Bücher und Kampagnen.

 

Art Direktorin und Business Ownerin

Wie bringst du Job und Privatleben unter einen Hut?

Ich habe mich mal stark über meine Arbeit, Leistung und Performance definiert. Das stand irgendwie immer an oberster Stelle, auch weil ich quasi schon immer selbständig bin und damit verbunden der Selbsterhalt oft Thema war. Wenn man dann nicht aufpasst, dann frisst das einem ganz schnell all seine Zeit und Kapazitäten. Ich mag meinen Job sehr und ich finde die Projekte und Herausforderungen immer wieder sehr spannend. Ich arbeite noch immer viel, aber mein Fokus liegt inzwischen stärker auf dem, was ich in meinem Leben sonst noch machen möchte. Das geht auch, weil ich eine gut etablierte Kundenstruktur aufgebaut habe. Der Laden läuft und ich habe einen großartigen Businesspartner, außerdem kann ich derzeit vor allem örtlich sehr flexibel sein. Seit zwei Jahren bin ich dadurch auch immer wieder im selbst ernannten “Ocean Office”. Ich schnappe meine Sachen und lebe meinen Arbeitsalltag am Meer. In meiner Freizeit kann ich neue Dinge erleben, mich im Surfen üben und viel in der Natur sein. Für mich ist das auch ein schöner Ausgleich zu der Tatsache, dass ich bei meiner Arbeit viel vor dem Rechner sitze und nicht so viel in Bewegung sein kann.

 

Was bedeutet Weiblichkeit für dich?

Ich sehe sie als eine unglaublich starke, liebende, treibende Kraft. Sie erzeugt, sie beschützt, sie gelangt in solche Tiefen, sie kann so viel erkennen und durchdringen mit ihrer Intuition und ihrer Liebe. Fern von Themen wie einer Unterscheidung zwischen männlich und weiblich generell, und einer vom Kulturkreis abhängigen, ungleichen Behandlung zwischen Mann und Frau, sind wir Frauen doch so oft selber die, die sich im Weg stehen. Wir sind unsere größten Kritiker, machen uns oft kleiner als größer, sehen mehr unsere Mängel als unsere Qualitäten, beurteilen, bewerten uns und setzen uns zu stark in Vergleich.Umso schöner und genialer finde ich Frauen wie euch, die genau da rein gehen, um Raum für unser großartiges Potenzial zu schaffen und zu fördern. Danke! <3

 

Art Direktorin und Business Ownerin

Wie lebst du dein Frau-Sein?

Ich flirte gerne, putze mich gerne heraus, all diese typischen Dinge mache ich mal mehr, mal weniger. Das ist die eine Ebene. All diese Dinge machen Spaß und ich lebe sie gerne. Das Wichtige aber ist, dass ich immer mehr zu mir selbst und in meine persönliche Kraft finde und mein persönliches Potenzial lebe. Ich finde, hier braucht es keine Unterscheidung zwischen Frau-Sein oder Mann-Sein. Es geht doch viel mehr ums Mensch-Sein.

 

Art Direktorin und Business Ownerin

Worin besteht dein Sinn des Lebens? Hast du eine Vision in dieser Welt?

Ich wünsche dieser Welt, dass die Menschen ihre Ängste in die Hand nehmen und sich mehr von ihrem Ego befreien. Angst schränkt uns ein, macht uns unfrei und kontrollierbar. Gäbe es weniger Angst, dann gäbe es auch weniger Leid, Neid, Gier, Macht, Konkurrenz, Ausbeutung, Ungleichheit. Am Ende basiert alles auf Liebe oder Angst und es ist eine Entscheidung, wo man hinsehen möchte. Ich wünsche der Menschheit, dass sie erkennt, das es nicht wichtig oder nachhaltig ist, sich über Materialistisches oder Status zu definieren und dass alle Antworten, die man sucht, in einem selber zu finden sind, nicht im Außen. Das ist ein Prozess, der ein mühsamer Weg sein kann, aber doch sehr wichtig ist. Wenn ich das so formuliere, nehme ich mich nicht davon aus, vor Angst gefeit zu sein, das ist mir wichtig zu sagen. Ich kann aber auch sagen, dass ich mich dazu entschieden habe, an mir zu arbeiten. Ich hatte das Glück, Menschen zu treffen, Lehrer und Mentoren, die mir sehr viel gezeigt und geholfen haben. Ich bin ihnen unendlich dankbar. Ich bin stolz auf mich selbst für viele Momente, wo ich mir selbst Mut bewiesen habe. Mutig war hinzuschauen, aus Komfortzonen herauszusteigen. Das ist ein unendlicher Prozess. Man findet aber mit der Zeit seine Ventile und füllt seinen Werkzeugkoffer. Vielleicht kann ich in der Zukunft Menschen inspirieren und ihnen helfen. Ich fühle mich sehr gesegnet und beschenkt und verspüre einen großen Drang, etwas zurückzugeben und beizutragen und glaube, dass der richtige Moment und die richtige Gelegenheit dafür schon kommen wird.

 

Art Direktorin und Business Ownerin

Was war für dich bis jetzt die größte Herausforderung in deinem Leben?

Endscheidungen zu treffen und mich aus Grauzonen zu befreien. Loszulassen und zu akzeptieren, dass Dinge ein Ende haben. Das eine geht, das Neue entsteht – darauf zu vertrauen, dass das Richtige schon passiert. Mich von Beziehungen zu lösen, trotz noch vorhandener Liebe. Zu akzeptieren, dass Liebe da sein kann, aber damit noch nicht gesagt ist, dass sie ihre Wirklichkeit findet. Grenzen zu ziehen, für das eigene Bild vom Leben, das dann doch oft auch nicht immer klar ist, speziell in schweren Zeiten den Selbstwert nach vorne zu stellen und das alles, obwohl man doch nie eine Gewissheit hat.

 

Wie sieht dein Alltag aus? Hast du Rituale, die du uns verrätst?

Ich habe ein sehr reichhaltiges Idealbild meiner täglichen Rituale. Es hapert manchmal an der Umsetzung. Das wichtigste ist mir “Danke” zu sagen, jeden Abend, bevor ich schlafen gehe. In Phasen, wo ich es schaffe, meiner Rituale eher umzusetzen, mache ich morgens eine halbe Stunde Yoga und anschließend meditiere ich. Schamanische Rituale und damit ein sich-verbinden mit der spirituellen Welt ist für mich auch sehr wichtig geworden.

 

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Welche Tools helfen dir, zurück in deine Mitte zu finden?

Das Meer, der Wald, Surfen, Schamanismus und Yoga. Je weniger ich Zeit in der Natur verbringe und das über einen längeren Zeitraum, umso mehr gerate ich aus der Balance. Physische Aktivität ist mir sehr wichtig, speziell weil ich viel am Rechner sitze. Reisen und damit in Bewegung sein ist etwas, wo viele meiner Gedanken, Vision und Träume entstehen. Es ist etwas, das mich stark antreibt.

 

Wofür bist du heute dankbar?

Ach, für so vieles. Ich bin in einem gut funktionierenden, behüteten Umfeld aufgewachsen, es war immer genug von allem da. Für meine Familie, für meine Schwester, die großartige Frau, die ich meine Vertraute und Freundin nennen darf. Für meine Eltern, die mir unter anderem ein großes Vorbild sind, was Liebe und Loyalität zueinander bedeutet. Für mein Umfeld an so vielen unglaublich tollen, inspirierenden, loyalen FreundInnen, einem Netzwerk an wunderbaren Menschen, das sich über viele Städte und Länder erstreckt. Für mich selbst, für meinen Mut, mein Durchhaltevermögen, meine Intuition, meine Kraft, mein Herz.

 

Art Direktorin und Business Ownerin

Was bringt dein Herz zum Lachen?

Neue Orte und Kulturen. Dinge zu entdecken, die ich noch nicht kenne. Am Meer zu sein. Spannende, bereichernde Begegnungen in bekannten und neuen Umgebungen und von ihnen zu lernen ist etwas, das mich total glücklich macht. In einer immer schnelleren und komplexeren Welt empfinde ich Einfachheit, Reduktion und Rückzug als den wahren Reichtum und Luxus und genieße das wirklich sehr, wenn ich Zeit in solchen einem Zustand verbringen kann. Es ist oft schwer, sich aus seinem Geflecht zu lösen, aber ich stelle immer wieder fest, dass man das nur glaubt. Man muss es wirklich “einfach nur” machen.

 

Wo findest du Inspiration?

Eben dann, wenn ich am Reisen und in Bewegung bin. Ich finde es immer wieder lustig, dass viele meiner FreundInnen, wenn sie anrufen, die Frage stellen, wo ich gerade bin. Ich bin eine Entdeckerin und Jägerin, ich sauge das Neue auf, habe keine Angst vor dem Fremden, im Gegenteil. Neue Dinge zu sehen und kennenzulernen, neuen Begegnungen – das ist für mich das Schönste und Inspirierendste.

 

Art Direktorin und Business Ownerin

Was würdest du aus heutiger Sicht deinem 15-jährigen Selbst raten?

Höre und vertraue darauf, was dir dein Herz sagt. Alles, wonach du suchst, findest du in dir selbst und nicht im Außen. Es gibt kein richtig und kein falsch, entdecke dich selbst und finde, was dich glücklich macht. Sei mutig, es wird belohnt. Du bist gut, so wie du bist.

 

Herzlichen Dank liebe Sandra!

 

Fotos: Miller und Sandra Schwaiger

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