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Sthira Sukha und Dvandvas

In Patanjalis Yoga Sutras wurden die Techniken und das Wissen des Yoga erstmals zusammengefasst.

Ein Leitfaden, bestehend aus insgesamt 195 Sutras, in dem die Funktionsweise des Geistes, Schwierigkeiten und Hilfestellungen am Weg zur Selbsterkenntnis, beschrieben werden.

Hier ein kleiner Einblick in Patanjalis Schriften und Ansätze wie wir vieles daraus in unserem Alltag anwenden können.

 

II.46 Sthirasukhamasanam

sthira = fest, unbewegt

sukha = bequem, angenehm

asana = Haltung, Sitzstellung

Ausgehend von der Sitzhaltung, welche unbeweglich und fest, aber zugleich auch entspannt möglich sein soll, gilt dies auch für die Hatha Yoga Asanas. Sie sollten keine Quälerei sein, obwohl sie auch anstrengend sein können.

Das heißt, obwohl wir in manchen Yogapositionen die Anstrengung, die Stabilität, die Stärke spüren und uns auch herausfordern, darf zugleich Leichtigkeit und Weichheit eintreten.

Mitnehmen in unseren ALLTAG

Können wir also versuchen, dieses „Konzept“ auch in unseren Alltag zu bringen?

Versuch dir doch ein paar Situationen vorzustellen, in denen du etwas Leichtigkeit gebrauchen kannst. In denen ein Lächeln viel auflöst und ein entspanntes Kiefer wirklich viel bewirkt.

Stell dir Situationen in deinem Job vor, in deiner Beziehung, in Dingen die erledigt werden müssen. Wie sieht es da aus? Auch wenn du versuchst dabei zu bleiben, durch etwas durch zu gehen, standhaft zu sein, bringe etwas Lockerheit hinein und du wirst sehen, dass dir alles leichter fällt!

 

II.47 Prayatnasaithilyanantasamapattibhyam

prayatna = Spannung, Anstrengung

saithilya = Entspannung, Loslassen

ananta = das Endlose

samapattibhyam = durch Meditation, Konzentration

In den Schriften heißt es: Die Stellung wird durch Loslassen von Spannungen und durch Meditation auf das Unendliche gemeistert.

Das bedeutet also, dass wir nicht mit Gewalt in eine Stellung gehen sollen, sondern mit Entspannung und Meditation. Bei unseren Asanas sind natürlich einige Muskeln aktiv und angespannt, wir verschaffen uns dadurch Halt, aber zugleich gehen wir in die Ausdehnung.  Wir lassen in einer Stellung los und entspannen. So wird Vollkommenheit erreicht.

Mitnehmen in unseren ALLTAG

Wo können wir in unserem Alltag loslassen? Was können wir loslassen, gehen lassen? Vielleicht kannst du dir überlegen, was dich in deinem Leben schon länger aufhält, dich zögern lässt, dich vom Weiterkommen abhält. Probiers mal mit vorbei ziehen lassen, entspannen und loslassen und du wirst feststellen wie schnell sich neue Türen öffnen.

 

II.48 Tato dvandvanabhighatah

tatah = davon (von der Beherrschung der Haltung)

dvandva = Gegensatzpaare

anabhighata = Angriffe

Es heißt die dvandvas, Zweiheiten greifen einen nicht mehr an. Wenn wir mit dieser inneren Einstellung unsere Asanas praktizieren, werden wir von den Gegensatzpaaren wie Hitze und Kälte, angenehm und unangenehm, Vergnügen oder Schmerz u.s.w. nicht mehr so stark berührt. Durch Üben von ruhigem Sitzen beim Meditieren lernen wir Gleichmut, aber auch Grenzen wahr zu nehmen. Es ist wichtig abzuwägen und den gesunden Menschenverstand einzuschalten. Wenn es also in der Hüfte zieht, dann bleiben wir sitzen. Tut sie uns extrem weh, dann bewegen wir uns. Um uns also nicht zu schädigen, müssen wir Grenzen wahrnehmen, auf unser Körpergefühl hören und reagieren.

Mitnehmen in unseren ALLTAG

Nimmst du deine Grenzen wahr? Nicht nur körperlich, sondern auch geistig. In welchen Situationen könntest du mehr Gleichmut gebrauchen? Versuche auch hieraus etwas mit in dein alltägliches Leben zu nehmen.

 

(Quelle: Sukadev Volker Bretz: Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute)